Aktueller Markausblick Juli

Allgemein

 

Mit weiteren Leitzinssteigerungen sind wir ins zweite Halbjahr 2023 gestartet. Bereits die vorherigen hielten die meisten Marktbeobachter für die wahrscheinlich Letzten, bevor es nach einer Zeit der Stabilisierung wieder hinab geht. Ob es beim nächsten Mal nun so weit ist, werden wir erst im Nachgang mit Sicherheit sagen können. Es spricht weiterhin vieles gegen eine weitere Zinserhöhung, aber auch ein paar Punkte dafür.

Viel interessanter ist, dass die Börse fast nicht auf die Zinssteigerungen reagiert. Insgesamt wirkte das erste Halbjahr im Vergleich zu 2022 recht gut, obwohl wir mit dem größten Pessimismus seitens der Anleger gestartet sind. In unseren vorherigen Beiträgen haben wir Sie jedoch bereits darauf aufmerksam gemacht, dass durch die sehr starke Performance der Tech-Werte die gesamte Marktperformance verzerrt wird. Dass mit vernünftig diversifizierten Portfolios dieses Wachstum nur schwer hätte erreicht werden können, zeigt sich auch daran, dass nur ein Bruchteil der aktiv gemanagten US-Aktienfonds Gewinne verzeichnen konnten wie der S&P 500. Wichtig: Bei diesem haben nur etwa eine Hand voll Tech-Giganten mit überproportionalem Anteil die Gesamtperformance nach oben verzerrt, während es für den Rest seitwärts oder sogar leicht abwärts ging! Auch der MDAX ist Charttechnisch seit Jahresbeginn in einem Seitwärtstrend mit zuletzt leichtem Anstieg in Richtung 29.000 Punkten und trotzdem noch rund 20% unter seinen Hochs aus dem Sommer und Winter 2021 bei rund 36.000 Punkten. Ob die aktuell positive Stimmung für das zweite Halbjahr angebracht ist, kann daher zu Recht bezweifelt werden.

Viele Indikatoren sprechen weiterhin für eine kommende Rezession. Eine sinkende Geldmenge (außer in Japan) und inverse Zinskurve (kurzfristige Zinsen sind höher als langfristige) waren historisch ‚gute‘ Anhaltspunkte für kommende Rezessionen, wenngleich sie einen gewissen Timelag mit sich bringen. Corona war durch die Angebotsknappheit ein Preistreiber. Nun haben wir Großteils deutlich höhere Preise, einen noch stabilen Arbeitsmarkt (Tendenz absteigend; viel Entlassungen bei Tech-Unternehmen) und so gut wie aufgebrauchte Cash-Reserven in Kombination mit wachsenden Kreditkartenschulden, die den Konsum entsprechend bremsen. Ein interessanter Indikator ist der Preisindex für gebrauchte Luxusuhren. Nach dem Hoch Anfang 2022 hat sich der Kurs fast halbiert. Es scheint so, als ob es im besten Fall noch zu einem ‚soft landing‘ kommt, falls die Zentralbanken rechtzeitig die Zinsen wieder senken. Falls nicht, löst man wahrscheinlich eine größere Rezession als in der Vergangenheit aus. Aktuell sieht es so aus, dass es im September vom 22-Jahres-Hoch (5,5-5,75%) nochmal um 0,25% nach oben gehen könnte.

Zwischen dem Ende der Zinserhöhung durch die Notenbanken und der Zinssenkung war die Entwicklung an den Weltbörsen in der Vergangenheit unterschiedlich. Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, dass 2003 und 2009 nicht vergleichbar mit heute waren. Die Zinserhöhungen wurden nun viel schneller vollzogen und der Anstieg war prozentuell vielfach höher. Verstärkend wirkt sich die Verminderung der Geldmenge aus. In den USA sind die Inflationswerte zwar noch deutlich über den gewünschten 2%, pendeln sich aber langsam ein. Für die EZB könnte es nochmal schwierig werden. In Griechenland und Spanien liegen wir bereits unter 2%, während in Deutschland mit 6,4% kämpft. Mit einem einheitlichen Kurs wird man es nicht allen recht machen können.

Die wirtschaftliche und geopolitische Lage in der EU und speziell Deutschland ist weiter angespannt. Durch den Ukraine-Krieg, dessen Ausgang nach wie vor offen ist, ergeben sich auch Risiken für Handelsbeziehungen, die durch internationale politische Interessen gefährdet werden könnten. Deutschland hatte laut dem Statistischen Bundesamt in Q4 2022, Q1 2023 und Q2 2023 ein (leicht) fallendes BIP und ist damit nach gängigen Definitionen bereits offiziell in einer Rezession. Der IWF erwartet, dass die deutsche Wirtschaft dieses Jahr um 0,3% schrumpfen und damit europäisches Schlusslicht wird. Angesichts der Rekord-Investitionsabflüsse von rund 125 Mrd. Euro in 2022 kaum verwunderlich. Fast 70% der Gelder floss in andere europäische Staaten. Fundamental betrachtet basiert die deutsche Konjunktur auf den Branchen Automotive (führend im Bereich der Verbrennermotoren), Chemie (durch fehlende Wettbewerbsvorteile seit letztem Jahr steil bergab) und Maschinenbau (Hand in Hand mit Chemie). Falls es im Jahr 2023 nicht erneut zu einem milden Winter kommt, könnten die weiterhin hohe Energiepreise enorme Probleme verursachen. Nachdem die weltweit sichersten AKWs in Deutschland abgeschaltet wurden, wird nun Atomstrom aus dem Ausland teuer eingekauft, Gas über Schiffe anstatt über Pipelines besorgt und Kohle verbrannt. Trotz höchster Steuern in Europa, reichen die Einnahmen bei weitem nicht mehr aus. Finanziert werden kann alles zukünftig nur über erhöhte (Sonder-) Abgaben, was den (Wirtschafts-) Standort Deutschland nur noch unattraktiver macht und zu einem Teufelskreis führt.

Neben dem aktuellen Trendthema KI mit all seinen Einsatzmöglichkeiten und der Bedeutung für einzelne Unternehmen oder auch gesamte Branchen, dürfte mittelfristig die weitere Entwicklung der BRICS-Staaten sehr interessant sein. Diese Gruppe bildet rund 40% der Weltbevölkerung ab und hat eine steigend Wirtschaftsstärke. China kauft, wie auch die anderen Zentralbanken, Gold in großen Mengen ein und versucht mit möglichst keinen großen Neuverschuldungen eine stabile Währung zu etablieren. Innerhalb der BRICS-Staaten könnte sie perspektivisch als Alternative zum Dollar heranwachsen. Kurz bis Mittelfristig ist dies jedoch unwahrscheinlich.

Einen wirtschaftlich und politisch sicheren Hafen hat die DAT seit langem im Fürstentum Liechtenstein. Außerhalb der EU und trotzdem international vernetzt, ist vor allem auch der Schutz des Eigentums und Vermögens vor dem Zugriff Fremder (Länder) erwähnenswert. Auch wir sind hier mit unserem Vermögen investiert und können es im Sinne des generationenübergreifenden Wohlstanddenkens mehren. Selbstverständlich halten wir Sie auch zukünftig über alle wichtigen Entwicklungen auf dem Laufenden und freuen uns immer auf ein Gespräch mit Ihnen. Kommen Sie einfach auf uns zu.